Samuel Hahnemanns Einführung in die Homöopathie

Startseite Leseproben Bestellung Impressum Briefkasten
L
e
s
e
p
r
o
b
e
n

Vorwort

Dieses Buch soll ein „Erleichterungs-Buch“ sein. Es soll die Lektüre des „Organon der Heilkunst“ von Samuel Hahnemann (1755-1843) erleichtern und damit die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Hahnemannschen Homöopathie. Es bezieht sich auf die 6. Auflage des Organons, die letzte, von Hahnemann nur noch vorbereitete. Ist man mit ihr vertraut, fällt aber auch das Verständnis der früheren Auflagen leichter. Sie, liebe Leserin, lieber Leser, stellen sich nun möglicherweise drei Fragen: Warum sollte ich das Organon überhaupt lesen? Warum sollte ich eine Überarbeitung lesen? Warum sollte ich die vorliegende Überarbeitung lesen? Wenn Sie sich eine der Fragen nicht (mehr) stellen, lassen Sie im Folgenden getrost den entsprechenden Abschnitt aus.

Warum sollte man das Organon überhaupt lesen?

Hahnemanns „Organon der Heilkunst“ ist der Grundlagentext der Homöopathie. In ihm wird diese Methode von ihrem Begründer entwickelt. Wenn Sie dies unverfälscht kennen lernen wollen, dann trifft darauf eine Anmerkung Hahnemanns zu (§ 148, Anm.), die er zum Arzneistudium gemacht hat: Es „ist ein Geschäft, was ungeachtet aller lobenswerten Erleichterungs-Bücher, doch noch immer das Studium der Quellen selbst und zudem vielseitige Umsicht und ernste Erwägung fordert“. (ErleichterungsBücher können Ihnen aber einen Zugang verschaffen, wenn Sie die schwergängigen stilistischen Türen mangels eigener Kraft oder Zeit nicht geöffnet bekommen.)

Unabhängig von seiner historischen Bedeutung zeichnet sich das Organon als Einführungstext aber auch heute noch durch gewisse Qualitäten aus (die allerdings durch die Milchglasscheiben besagter Türen nicht klar erkennbar sind): durch seine inhaltliche Struktur (siehe Inhaltsverzeichnis), die klar aufgebauten Begründungen (auch wenn sie nicht immer überzeugen mögen), die im Grundansatz naturwissenschaftliche Vorgehensweise. Zum Beispiel sind gerade die langen, verschachtelten Sätze oft ein Zeichen für fließende Argumentationen, für aufeinander aufbauende oder ineinander greifende Aussagen. Konzentriert man sich auf die Gedankenführung Hahnemanns, so zeigt sich fast bis ins Detail eine klare Gliederung des Textes, die jedoch durch die starre Paragrapheneinteilung in keiner Weise widergespiegelt wird. Dieser Aufbau des Textes und die Argumentationsweisen sind in großen Zügen geprägt durch den ‚naturwissenschaftlichen’ Ansatz Hahnemanns, der einerseits aus Grundbegriffen und (implizit gemachten) theoretischen Annahmen logische Schlussfolgerungen zieht, andererseits aber konsequent die empirische Überprüfbarkeit der Ergebnisse fordert und experimentell erworbene Erkenntnisse in den Vordergrund stellt.

Dafür, dass es das Organon weiterhin verdient, (kritisch!) gelesen zu werden, seien schließlich noch folgende Argumente Wischners (aus der Schlussbemerkung zu seinem Organon-Kommentar) genannt: „Es enthält nicht nur für Homöopathen theoretische und praktische Hinweise, deren Umsetzung noch immer eine Bereicherung darstellen kann.“ „… kann ein genaues Verständnis von Hahnemanns Werk dazu dienen, sich im Dickicht der homöopathischen Meinungen zurecht zu finden. Das Organon kann noch immer ein Fixpunkt sein, der dabei behilflich ist, die jeweils eigene Position zu bestimmen.“ „… Hahnemanns über weite Strecken konsequente Suche nach Wahrheit und wissenschaftlicher Methodik kann aber immer noch ein Vorbild sein.“

Warum könnte man eine Überarbeitung lesen wollen?

Jede Überarbeitung hat das Ziel, die sprachlichen und stilistischen Hürden wegzuräumen, die auf dem Weg der Auseinandersetzung mit dem Organon stehen und es dem heutigen Leser erschweren, sich auf den Inhalt zu konzentrieren. Für eine Überarbeitung des Organons sprechen konkret folgende Gründe:

  • Die Struktur findet sich kaum in der Gestaltung wieder.
  • Die Sätze sind oft zu lang, zu verschachtelt, schwer verständlich.
  • Es gibt zu viele Angriffe gegen die „alte Schule“, die letztlich keine Argumente zu Gunsten der Homöopathie liefern. Nur weil anderes schlecht ist, muss die Homöopathie nicht gut sein.
  • Die angeführten, zahlreichen Beispiele sind für den heutigen Leser nur bedingt nachvollziehbar. Sie reichen aus heutiger Sicht nicht aus, um die damit verbundenen Aussagen zu rechtfertigen, haben insofern lediglich heuristische Bedeutung. Die entsprechenden ‚Erfahrungssätze’ sind somit als Hypothesen anzusehen. Durch lange Einschübe mit Beispielen gerät jedoch die Struktur der Schlussfolgerungen aus dem Blick.

Ein weiterer problematischer Aspekt des Organons ist folgender: Zu häufig ist nicht offensichtlich, welche Begriffsbildungen, theoretischen Annahmen oder Hypothesen verwendet werden, wann es sich um Erkenntnisse aus der Erfahrung und wann es sich um theoretische Schlussfolgerungen handelt etc. Auch ob die praktischen Anweisungen auf als selbstverständlich angesehene theoretische Vorstellungen oder auf Erfahrungen zurückgehen ist nicht immer erkennbar. Es ist keineswegs so, dass Hahnemanns Aussagen ausschließlich aus der Erfahrung abgeleitet sind. Er bemüht sich durchaus, mit theoretischen Argumenten zu überzeugen. Hahnemann bestreitet zwar den Nutzen einer (wissenschaftlichen) Theorie zur Erklärung der Homöopathie, benutzt selber aber sein Lebenskraftmodell, um daraus Schlüsse zu ziehen, nutzt es also wie eine wissenschaftliche Theorie. – Für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Inhalt des Organons ist auch die Analyse der genannten Aspekte (Begriffsbildungen, Prämissen, Hypothesen, empirische Erkenntnisse) notwendig. Eine Überarbeitung, die sich auf die argumentative Struktur des Textes konzentriert und sprachliche Hindernisse wegräumt, könnte den Weg dorthin ebnen. Denn auf versteckte Annahmen etwa lässt sich nur anhand der vorgetragenen Schlussfolgerungen zurück schließen.

Was zeichnet die vorliegende Überarbeitung aus?

Die vier oben genannten Gründe haben schon mehrfach zu Überarbeitungen Anlass gegeben. Nicht immer wurden alle vier Punkte konsequent berücksichtigt. Nach meinem Empfinden ist bisher die inhaltliche und argumentative Struktur des Textes nicht detailliert genug analysiert worden. Und die zum Teil Paragraphen übergreifenden Argumentationen Hahnemanns sind nicht alle ausreichend deutlich und zusammenhängend wiedergegeben (insbes. §§ 275-277). Stattdessen erhält der Text oft den Charakter einer Ansammlung von Thesen. Nach meinem Verständnis wollte Hahnemann aber mit dem Organon den Leser von der Homöopathie mit „deutlich einzusehenden Gründen“ überzeugen und nicht bloß Aussagen hintereinander stellen. Um dem gerecht zu werden, sind auch seine (vermeintlichen?) Begründungen wiederzugeben, unabhängig davon, ob sie heute noch überzeugen oder nicht.

Die vorliegende Überarbeitung stellt den Versuch dar, dieses Bemühen Hahnemanns (von der Homöopathie zu überzeugen) sprachlich und gestalterisch so wiederzugeben, dass es für heutige Leser möglichst leicht nachvollziehbar wird. Es ist nicht Ziel dieser Überarbeitung, zu bewerten, inwiefern Hahnemann mit seinem Bemühen Erfolg hat oder haben kann.

Worauf wurde nun im Einzelnen Wert gelegt?

Konsequente Hervorhebung der argumentativen Struktur durch detaillierte inhaltliche Gliederung und klare Herausstellung der Schlussweisen.

Das Hervorheben der vorhandenen (!) inhaltlichen Struktur geschieht durch die Einführung einer ausführlichen Gliederung (Kapitel, Abschnitte, Unterabschnitte). In der Folge wird die Paragrapheneinteilung optisch abgeblendet. Die Paragraphen selber, ihre Reihenfolge und ihre Inhalte werden aber beibehalten. Dies geschieht nicht nur aus Referenzgründen sondern auch, um zu zeigen, dass der inhaltliche Aufbau des Textes bereits von Hahnemann so angelegt wurde und hier nur durch gestalterische und sprachliche Elemente herausgestellt wird. – Es wurde großer Wert darauf gelegt, insbesondere auch bei der Umformulierung langer Sätze in mehrere kürzere, nicht nur die einzelnen Teilaussagen aneinander zu reihen, sondern die Gedankenführung wiederzugeben. Denn, wie gesagt, Hahnemann wollte die Leser von der Homöopathie überzeugen.

„Fließende“ Formulierungen.

Bei der Bearbeitung stand in sprachlicher Hinsicht der Sprachfluss im Vordergrund. Dadurch verbat sich ein striktes Vorgehen nach festen Richtlinien. Das Kurzfassen war nicht vorrangig, da übermäßiges Kürzen der Paragraphen sie nicht zwangsläufig lesbarer macht, aber die Gefahr zu starker Verfälschung birgt. Das Ziel war, den Inhalt für möglichst viele heutige Leser mühelos lesbar wiederzugeben. Dazu reichte es oft, die Sätze entsprechend ihrer inhaltlichen Struktur in mehrere zu zerlegen oder sie einfach umzustellen. Zuweilen war eine weitergehende Neuformulierung angebracht. Natürlich sollten die Aussagen inhaltlich möglichst unverfälscht wiedergegeben werden. Aussagen, die hinsichtlich Ihres Inhalts im Original undeutlich sind, wurden so zu formulieren versucht, wie Hahnemann sie gemeint haben müsste, damit die Gesamtdarstellung möglichst schlüssig ist (z. B. § 160). Selbstverständlich kann eine sprachliche Überarbeitung nicht unabhängig vom persönlichen Verständnis des Textes völlig interpretationsfrei geschehen.

Konsequentes Weglassen von Kritik an anderen Behandlungsweisen und von Eigenlob der Homöopathie, wenn darin keine positiven Argumente für die Homöopathie enthalten sind oder etwas anderes besonders klargestellt wird.

Hierdurch wird der Charakter des Textes erheblich verändert, denn dieses ins Gericht gehen mit der alten Schule zieht sich durch den gesamten Originaltext. Diese Kritik trifft aber auf die heutige Medizin nur noch bedingt zu, ist insofern eher von historischem Interesse. Wichtiger ist, dass sie in der Regel nur Argumente gegen die anderen Behandlungsformen liefert, aber eben keine zugunsten der Homöopathie. Stattdessen sorgen diese Ausführungen für Unübersichtlichkeit und lenken von sachlichen Argumenten ab. Dadurch verliert der Text meiner Ansicht nach in der heutigen Zeit an Überzeugungskraft.

Reduzierung der Beispiele auf ein Maß, das zur Demonstration der jeweiligen Aussagen bzw. zur Verdeutlichung der jeweiligen heuristischen Überlegungen ausreicht.

Hahnemanns Vorgehensweise, seine Aussagen konsequent durch (zum Teil zahlreiche) in der Literatur genannte Erfahrungen zu untermauern, ist beeindruckend. Die diesbezüglich aber vorhandene Problematik für den heutigen Leser wurde bereits oben erwähnt (vierter Punkt). Sie ist der Grund für das Weglassen von Beispielen, worauf jedoch jeweils in einer geschweift eingeklammerten Note hingewiesen wird. Die entsprechenden Aussagen sind gegebenenfalls so zu lesen, dass sie aus Hahnemanns Sicht wohl als empirisch unterlegt anzusehen sind. Aus heutiger Sicht bieten die Beispiele nur (heuristische) Hinweise auf die letztlich hypothetischen Aussagen. Dies gilt insbesondere für den gesamten Abschnitt über das Zusammentreffen zweier Erkrankungen (siehe Abschnitt I 2 C). Dieses Weglassen von Beispielen verändert selbstverständlich den Charakter des Textes ebenfalls deutlich.

Ansatzweise(!) Klärung, inwiefern Hahnemann sein theoretisches Modell für Erklärungen benutzt und welche Erfahrungserkenntnisse er explizit anführt.

Hierzu sind Rubriken in den Index aufgenommen, die auf entsprechende Textstellen verweisen. Sie haben die Titel „Erklärung (mittels Lebensregime) für“ bzw. „Erfahrungen über“. Hiermit sei nur ein erster Schritt im Hinblick auf die oben angeregte Analyse getan.

Bildliche Illustrationen ausgewählter Inhalte.

Die eingefügten Illustrationen stellen den Versuch dar, wo es mir sinnvoll erschien, einzelne Inhalte des Organons bildlich zu erfassen. Dabei handelt es sich um Überblicke über ganze Abschnitte, Visualisierungen einzelner Aussagen, tabellarische Zusammenfassungen und Flussdiagramme zu praktischen Anweisungen. Ihr Zweck ist nur, Übersicht zu schaffen und die jeweiligen Inhalte leichter einprägsam darzustellen. Auch diese Verbildlichung der Aussagen kann natürlich nicht völlig interpretationsfrei geschehen. – Die Abbildungen befinden sich stets hinter den Textpassagen, auf die sie sich beziehen. Ein Abbildungsverzeichnis befindet sich am Ende des Textes.

Gibt es bei der Lektüre dieses Buchs etwas zu beachten?

Speziell auf folgende sprachlichen Besonderheiten sei hingewiesen:

  • Wird im Organon das Wort „Krankheit“ im Sinne eines individuellen Geschehens in einem Organismus verwendet, so wird es meist durch das Wort „Erkrankung“ ersetzt, um dies heraus zu stellen. Wird es in einem kollektiven, von der Manifestation in einem konkreten Organismus unabhängigen Sinn verwendet, so wird das Wort „Krankheit“ beibehalten.
  • Die Umschreibung eines unklaren Begriffs durch verschiedene Worte kann durchaus zu dessen Eingrenzung dienen, kann aber andererseits auch die übrige Darstellung mit der Unklarheit des Begriffs anstecken. Um letzteres zu vermeiden wird zum Beispiel fast ausschließlich „Symptom“ (manchmal „Krankheitszeichen“) für die Worte „Symptom“, „Krankheitszeichen“, „Zeichen“, „Zufall“ verwendet.
  • Aus gleichem Grund wird durchgängig nur ein Wort für den Begriff benutzt, den Hahnemann „Lebenskraft“, „Autokratie“, „Dynamis“, „Lebensprinzip“, „Lebenserhaltungskraft“ etc. benannt hat. Der allgemein übliche Name „Lebenskraft“ wird aber auch mit Bedeutungen benutzt, die wenig damit zu tun haben, wie Hahnemann im Organon die Lebenskraft beschreibt. Hahnemann präzisiert den Begriff „Lebenskraft“ als einen organisatorischen, systemischen Aspekt des Organismus (§§ 9-15 und Fußnote 26 auf S. 38). Um einer Vorbelastung des Wortes „Lebenskraft“ zu entgehen, aber die Bedeutung, so wie Hahnemann sie eingrenzt, möglichst zu erfassen, findet hier das neue Wort „Lebensregime“ Verwendung.
  • Aus ähnlichen Erwägungen wird statt „geistartig“ fast durchgängig das Wort „immateriell“ benutzt. Denn es ist nie etwas mit Geist oder Verstand in Beziehung stehendes gemeint, sondern es wird Bezug genommen auf den Zwischenbereich zwischen Materie und Geist (§ 9), es handelt sich um Nicht-Materielles und Nicht-Geistiges. Vielleicht hat Hahnemann unter „geistartig“ mehr verstanden, als wir unter „immateriell“ verstehen, aber sicher hat er darunter auch etwas anderes verstanden, als heute unter „geistartig“ verstanden wird. Man wird etwa ein Magnetfeld, mit dessen Wirkung Hahnemann die „geistartigen“ Kräfte mehrfach vergleicht, heute nicht mehr „geistartig“ nennen.

Weitere Hinweise:

  • Auch Vorrede und Einleitung wurden um diejenigen Passagen gekürzt, welche die „alte Schule“ kritisieren, sowie um die Anmerkung zur Isopathie. Für eine weitere Rechtfertigung dieses Vorgehens sei noch auf den Organon-Kommentar von Wischner (S. 36 ff) verwiesen. Der verbleibende Teil der Vorrede wurde in die Einleitung integriert.
  • Fußnoten wurden, anders als der Haupttext, häufiger gestrafft, zum Teil nur zusammengefasst wiedergegeben, vor allem wenn sie nicht den Inhalt des entsprechenden Paragraphen ergänzen. Grundsätzlich sollte man erst einen Gedankengang zu Ende lesen, bevor man sich einer Fußnote widmet, um den Gedankenfluss nicht zu unterbrechen. Deshalb wurden zum Teil auch Fußnotenzeichen an Satz- oder Absatzenden verschoben.
  • Hervorhebungen entsprechen inhaltlich denen von Hahnemann. Um das Textbild nicht unnötig unruhig zu gestalten, wurde hierfür Kursivdruck gewählt.
  • Formulierungen Hahnemanns in der ersten Person wurden vermieden, da der vorliegende Text nicht authentisch von ihm ist.
  • Trotz modernerem Erscheinungsbild sollte man im Hinterkopf behalten, dass die Vorlage aus dem Jahr 1842 stammt.
  • Geschweifte Klammern, { }, kennzeichnen meine Bemerkungen.
  • In der Nachbemerkung „Über die Zeitlosigkeit des Organon“ erlaube ich mir, einige Gedanken zu äußern.

Wie ist die Beziehung zu den beiden Ausgaben des Organons?

Es gibt zwei verschiedene Fassungen der 6. Auflage des Organons. Haehls Ausgabe von 1921 beruht auf einer Abschrift des Originalmanuskripts. Sie ist auch heute noch weit verbreitet und wird nach wie vor publiziert. 1992 brachte Schmidt eine für die Fachleute nun maßgebliche textkritische Ausgabe des Originalmanuskripts heraus, auf der seine 1996er Standardausgabe basiert. Die meisten Abweichungen der Haehlschen Ausgabe von der Standardausgabe ändern in sehr geringfügigem Maß den Ton des Textes, aber nicht seinen Inhalt. Sie betreffen die Absatzgliederung (mehr Absätze), die Rechtschreibung und die Zeichensetzung (Korrekturen, Druckfehler), sowie die Hervorhebung von Worten. Solche Änderungen (ebenso wie das sinngleiche Ersetzen von Wörtern) wurden aber für die vorliegende Überarbeitung sowieso ständig vorgenommen, so dass sich in dieser Hinsicht der Unterschied zwischen den Ausgaben aus Sicht dieser Überarbeitung nivelliert. Was die Begründung der Homöopathie und die Anleitungen zu ihrer Durchführung betrifft (so wie sie in den für diese Überarbeitung berücksichtigten Textteilen, also insbesondere im gesamten Paragraphenteil ausgeführt werden), so besteht nach meiner Recherche kein inhaltlicher Unterschied zwischen den beiden Ausgaben.

Resümee …

Trotz der durchgeführten Änderungen sind die auf die Homöopathie bezogenen Aussagen und die Argumentationen Hahnemanns, also der ‚eigentliche’ substanzielle Inhalt des Organons, bewahrt worden. Der Charakter des Textes hinsichtlich Sprache, allgemeiner Erscheinung und emotionaler Wirkung ist aber erheblich verändert, weshalb auch der Titel geändert worden ist. Ich halte diese deutlichen Veränderungen aber für gerechtfertigt, da nach meiner Überzeugung das Organon am ehesten dann dauerhaft möglichst weite Verbreitung als aktiv gelesene Lektüre findet, mit der man sich inhaltlich auseinandersetzt – und dazu soll die vorliegende Überarbeitung dienen –, wenn

  1. die Vorgehensweise, die Grundgedanken, die Begründungen und die Erkenntnisse Hahnemanns in klar strukturierter, fließender Darstellung „reproduziert“ werden und
  2. auf solche Merkmale des Originals verzichtet wird, die für die Einführung in die Homöopathie und die Intention, von ihr zu überzeugen, heute abträglich sind (Polemik, Zahl der Beispiele, Dominanz der Paragraphen).

Georg Haehn
im März 2008

P. S.: Jedem, der Hahnemanns Homöopathie durchdringen will, ist zu empfehlen, auch das Original zu studieren. Der vorliegende Text sollte ohnehin mit dem Original verglichen werden. Ein gleichzeitiger Abdruck beider Texte nebeneinander erscheint mir aber nicht sinnvoll. Zum einen würde dies beide Texte (physisch) schwerer machen und zum anderen würde eine permanente Gegenüberstellung beiden Texten nicht gerecht. Dem Original würden dabei die Interpretationen der Bearbeitung aufgedrängt (und jede Bearbeitung enthält Interpretationen) und dem vorliegenden Text würde die Aufnahme als zusammenhängendes Ganzes erschwert.